Der Arbeitskreis E-Learning (AK E-Learning) initiiert und betreut im Auftrag der Landesrektorenkonferenz Sachsen (LRK Sachsen) und in Abstimmung mit der Hochschuldidaktik Sachsen (HDS) in den Jahren 2024 und 2025 E-Learning-Hochschulvorhaben, die das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) mit Haushaltsmitteln finanziell unterstützt.
Das vorgestellte Projekt „Opal Learning Analytics Datenerschließung (OLEANDER)“ wird an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW Dresden) bearbeitet.
Im Projekt „OLEANDER“ wird das Lernmanagementsystem OPAL dahingehend untersucht, welche Daten in den darin erstellten Kursen für das Verfolgen von sogenannten Studierendenreisen (engl. student journeys) verwendbar sind. Dabei geht es insbesondere darum, diese Daten im Sinne von Learning Analytics geeignet zu erheben und sowohl für Kursverantwortliche als auch Kursteilnehmende nachvollziehbar zu visualisieren. Die bisher zur Verfügung stehenden Kursstatistiken werden im Zuge des Projekts überarbeitet und erweitert. Neben der Entwicklung von neuen Konzepten für die visuelle Erschließung der Lerndaten wird untersucht, wie diese standard- und datenschutzkonform erhoben, verarbeitet und dargestellt werden können.
Im Interview mit dem Projektleiter Prof. Dr. Dietrich Kammer (HTW Dresden) erfahren Sie mehr zu diesem spannenden Teilvorhaben.
Herr Professor Kammer, wie ist Ihr Vorhaben „OLEANDER“ bisher verlaufen?
Prof. Kammer: Im Verlauf des Projekts konnte die BPS GmbH eine neue Version der Kursstatistiken veröffentlichen und die Arbeit an der Erweiterung fortsetzen. Diese Statistik stellt die Besuchszahlen der Bausteine in einem Kurs an einem Tag oder zusammengefasst über längere Zeiträume dar. An der HTW Dresden konnten wir durch eine weitere Analyse und Aufbereitung dieser Daten auch neue interaktive Diagramme entwickeln, welche die Hierarchie der Kursbausteine und die prozentuale Verteilung der Besuche von bestimmten Kursbereichen zeigen. Darüber hinaus wurde auch eine dynamische Visualisierung der Aktivitäten in einem Kurs entwickelt. Momentan widmen wir uns vor allem den in OPAL erhobenen Daten zum Lernfortschritt, um diese zur Veranschaulichung der Studienreise visuell aufzubereiten. Das Projekt wird an der HTW Dresden aktuell durch eine studentische Hilfskraft und mich als Projektleiter bearbeitet.
Welche Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Projekt? Wie gehen Sie dabei vor? Werden Sie die Ziele aus heutiger Sicht erreichen? Welche Hürden mussten/müssen Sie im Projektverlauf überwinden?
Prof. Kammer: Das übergeordnete Ziel des Vorhabens OLEANDER ist es, Learning Analytics auf Seite von Studierenden und Lehrenden durch passende Visualisierungen interaktiv zu unterstützen. Dafür suchen wir sowohl nach unmittelbar in OPAL zu integrierenden Lösungen wie den überarbeiteten Kursstatistiken als auch nach neuartigen Konzepten, die eine zukünftige Verwendung von Learning Analytics motivieren. Eine wesentliche Hürde war es, motiviertes und fähiges Personal für die Projektbearbeitung zu finden. Dies ist uns durch Einstellung einer studentischen Hilfskraft gelungen. Wiederkehrende Herausforderungen bestehen in der passgenauen Aufbereitung der zur Verfügung stehenden Daten und in der Konzeption und Evaluierung neuer Visualisierungen.
Wie werden die Projektergebnisse zur Verbesserung der Ausbildung der Studierenden beitragen?
Prof. Kammer: Aus meiner Sicht sollten die Möglichkeiten von Learning Analytics einer zielgerichteten und verbesserten Kommunikation zwischen Lehrenden und Studierenden dienen. Je mehr Möglichkeiten zur Untersuchung und Veranschaulichung von Lernverhalten zur Verfügung stehen, desto breiter kann dies diskutiert und didaktische Interventionen geplant werden. Die Erhebung und Auswertung von Statistiken ist kein Selbstzweck und selten aus sich selbst heraus zu interpretieren.
Wird studierendenzentrierte Lehre durch Ihr Projekt gefördert und wenn ja, in welcher Form?
Prof. Kammer: Häufig erfolgt Learning Analytics im Hintergrund und birgt auch aus diesem Grund Schwierigkeiten bei der datenschutzkonformen Auswertung und Verwendung. Dennoch besteht großes Potenzial darin, durch die Analyse des studentischen Verhaltens im Lernmanagementsystem Probleme bei der Auffindbarkeit und Verwendung der zur Verfügung gestellten Angebote zu entdecken und zu beheben. Somit zentrieren sich Lehrende mit Hilfe von Learning Analytics bestenfalls auf die Bedarfe der Studierenden. Ein wesentliches Anliegen meiner Projekte im Bereich Learning Analytics besteht darin, den Studierenden mittelfristig selbst mehr Möglichkeiten zu geben, ihren Lernfortschritt und Lernerfolg zu verfolgen.
Wie können weitere sächsische Hochschulen von den zu erwartenden Projektergebnissen profitieren?
Prof. Kammer: Unsere Umfragen, Untersuchungen, Konzepte und Prototypen veröffentlichen wir regelmäßig, beispielsweise bei der Konferenz GeNeMe oder dem Workshop on E-Learning. Damit stehen unsere Recherchen, konzeptionellen Überlegungen und Evaluationen allen interessierten Akteuren anderer sächsischer Hochschulen und darüber hinaus zur Verfügung. Darüber hinaus arbeiten wir eng mit der BPS GmbH zusammen, um unmittelbar im Bereich der Kursstatistiken und der Lernfortschrittsanzeige Verbesserungen und Neuerungen über OPAL zur Verfügung zu stellen.
Welche Vorteile sehen Sie in der zentralen Koordination und Begleitung der Vorhaben durch die Geschäftsstelle des AK E-Learning der LRK Sachsen? Konnten Sie bereits in einen fachlichen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der weiteren Projekte treten?
Prof. Kammer: Die Geschäftsstelle forciert dankenswerterweise durch ihre Koordination den Austausch zwischen den Hochschulvorhaben. Daraus entsteht nicht nur ein reger Austausch von Know-how, sondern auch eine Art des Peer-Reviews der unterschiedlichen Arbeiten. Parallele Entwicklungen werden so aufgedeckt, gegenseitige Inspiration geweckt und im besten Fall Synergien für neue gemeinsame Vorhaben erzeugt. Nicht zuletzt kümmert sich die Geschäftsstelle um die Ergebnissicherung, beispielsweise durch die Best Practice-Matrix auf der Webseite des Bildungsportals Sachsen.